Anleitung für das Reisen
Du musst Dich in eine absurde Situation begeben, an einen Ort, den du sonst nie besuchen würdest. Dort musst du jedoch eine gewisse Distanz zu den Geschehnissen haben — das heißt, du musst dich im Zwischenraum befinden. Nicht hier, nicht dort. Wie ein Parasit, eine Überwachungskamera. Sobald du an jenem Ort bist, fängst du an, dir einige wenige Orte auszusuchen, an denen du unentdeckt existieren kannst. Ich gehe meist in Cafés, aber Parks oder andere öffentliche Orte funktionieren auch gut. Wichtig ist, dass dich keiner kennt und dass dein Besuch dort so absurd und fremd wie möglich ist. Ich war zum Beispiel an (…) und (…), obwohl ich dort nichts zu suchen hatte. Genauso gut kann man auch in die Sahara oder zum Himalaya, wobei die physischen Konditionen dort schwieriger sind. Außerdem solltest du an dem Ort schon einen kleinen Anknüpfungsort haben, meist eine Person, die du kennst oder ähnliches. Diese darf aber nicht dabei sein. Sie kann dir nur einen kleinen Einblick gewähren.
Sobald du dort bist, bist du im Zwischenraum. Du existierst nicht, vergiss das nicht. Du kannst auch eine andere Persönlichkeit oder Identität annehmen, das macht auch Spaß. Dann, fängst du an zu beobachten. Das ist der Schwerpunkt der ganzen Sache, sozusagen der Dreh- und Angelpunkt. Wenn viele Menschen da sind, desto besser. (Wenn Natur, kannst du mehr du selbst sein.) Guck dir die Gesichter an und träume dich in sie hinein. Riech die Luft, lese ihre Körperhaltung, ihre Gesichtsausdrücke, und stelle dir vor, du wärst sie. Du kannst sie auch imitieren. Stelle dir die verschiedenen Leben vor, die du gehabt hättest. Wo würdest du Kaffee trinken? Was würde dir Angst machen? Freude bereiten? Welche Charaktereigenschaften würdest du beibehalten?
So lernst du am meisten über einen Ort. Aber letztendlich wirst du realisieren, dass die meisten Orte gleich sind.