16. Oktober 2021


(Gedanken an einem Herbsttag)


Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit. 

Der Sommer fühlt sich an wie ein wirrer Traum, die Tage fließen sanften Übergangs ineinander, ohne scharfe Kanten oder Grenzen. Mitsamt seines Flusses schmelzen wir dahin, irgendwo gefangen in der Hitze, in einem Traum, nicht wissend, was real ist. Wie eine Fata Morgana, und jeder angetrieben von einem künstlichen Tatendrang, dessen Energie sich aus der Sonne speist. Die Sonne ist unsere Energiequelle. So wie unsere Kraftwerke und Mühlen sich von der Sonne und dem Wind ernähren, so ernähren wir uns auch von ihnen. Wir zapfen Energie, sie fließt durch uns, und wir leiten sie weiter. So kommt es, dass der Sommer uns temporär Energie schenkt; zugleich kann sie unsere Energiespeicher auslasten, und wir fühlen uns träge.

Der Sommer riecht nach Holz aus alten Hütten (tief verborgen in Mischwäldern), fühlt sich an wie ein glimmender Zauberschein, der über uns alle schwebt, und genauso schnell vergeht, wie er gekommen ist. 


Der Herbst hingegen verschafft uns Klarheit. Träge, graue Wolken dämmen unsere Energie, und die Tragik des Lebens wird sichtbar. Mitunter sind fröhliche Wolken zu entdecken. Wir fühlen uns verwirrt, unsere Emotionen inkonstant, unbeständig. Der Herbst riecht nach frischen Zedernbäumchen, lebendigen Brisen und wird von einem klaren Verstand gespeist. Wir hängen dem verzauberten Sommer hinterher, der im Nu verschwunden ist.